IT’S A MATCH! BRENNENDE FRAGEN DER KUNST
SERIE 0: CHOREOGRAPH:INNEN

Die Idee zu diesem Projekt entstand im Frühjahr 2020, als weder Aufführungen noch Proben stattfinden konnten und Künstler:innen wie Zuschauer:innen zu Hause bleiben mussten. Durch den plötzlichen Stillstand und die Ungewissheit, wann Kunsträume überhaupt wieder öffnen dürfen, machte man sich im Kulturbetrieb Gedanken: Wie können Ideen, Formate und künstlerische Diskurse trotzdem sichtbar bleiben? Welche Auswirkungen hat die auch existentiell bedrohliche Situation für die Präsentationsformen in den Performing Arts? Was bewegt Choreograf:innen im Shutdown? Und wie kann ein Publikum dennoch erreicht werden, das physisch abwesend ist?

Herausgefordert durch diese brennenden Fragen ist die Kuratorin und Produzentin Katharina von Wilcke die Kunst der Vermittlung spielerisch angegangen, um sowohl einen Flirt zwischen den Künstler:innen als auch mit den Zuschauer:innen zu initiieren. Der Titel „It’s a Match!“ ist daher nicht zufällig Dating-Plattformen wie Tinder entlehnt, in denen ein Match angezeigt wird, sobald sich zwei Menschen füreinander interessieren und austauschen wollen. Zudem ist „a match“ ein Streichholz, aber auch ein Spiel: 22 vorrangig in Deutschland lebende Choreograph:innen wurden angefragt, jeweils eine:n von ihnen ausgesuchte:n Gast-Choreograf:in für ein Match einzuladen. Im Frühjahr 2021 erhielten sie per Post eine Streichholzschachtel mit 14 Fragen zu ihren aktuellen Projekten, den Auswirkungen des Coronavirus auf ihre Arbeitssituation, zu politischen und persönlichen Themen. Dabei lag ein Brief mit der Spielregel, nacheinander jeweils 7 der ihnen vorab nicht bekannten Fragen für die Dauer der brennenden Streichhölzer zu beantworten und sich dabei gegenseitig zu filmen. Auf diese Weise sind 44 Porträts von zeitgenössischen Choreograph:innen unterschiedlichster Stilrichtungen, Generationen, Gender, Kulturen und Regionen entstandenen. Einige der Filme beginnen mit einer akustischen Bildbeschreibung für blinde und sehbehinderte Menschen.

Das Künstler:innen-Kollektiv A Wall is a Screen, bekannt für seine mobilen Projektionen im Stadtraum, wurde eingeladen, mit dem Filmmaterial einen Parcours zu gestalten. Aus einem Teil der Antworten hat die Gruppe sieben thematisch gebündelte Filme montiert und mit weiteren Kurzfilmen kombiniert. Das öffentliche Screening fand am 20. August 2021 beim Internationalen Sommerfestival in Hamburg statt. Die Zuschauer:innen wanderten dabei in einer Kombination aus Stadtführung, Filmnacht und Demonstration auf unbekannten Wegen durch die Nacht und sahen die Gedanken und Bewegungen von Choreograph:innen auf den Fassaden rund um das Kampnagelgelände tanzen.

Weitere öffentliche Screenings und neue Serien sind bereits in Planung.